Fuckup Night für Introvertierte: Ein Rückblick mit überraschenden Erkenntnissen

Schlimmstenfalls hätte ich ein bisschen peinlich berührt in der Ecke gestanden. Aber wer weiß - vielleicht wäre die Fuckup Night ja genau die Lernchance?

Wie Introvertierte bei Fuckup Nights ihre Ängste überwinden, authentisch netzwerken und aus Misserfolgen lernen können. Ein Erfahrungsbericht.

Du? Ausgerechnet DU willst auf eine Fuckup Night?
— Meine innere Saboteurin

Innere Stimmen können ganz schön fiese Fragen stellen ...

Also habe ich mich gefragt, ob das wirklich eine gute Idee ist. Oder ob ich da nicht nur unangenehm auffallen würde, mit meinen Fehlern, die vielleicht niemanden wirklich interessieren.

Aber irgendwie wurde der Gedanke “probier’s einfach” immer stärker. Also habe ich mich überwunden und bin hingegangen. 

Was sollte schon passieren? 

Schlimmstenfalls hätte ich ein bisschen peinlich berührt in der Ecke gestanden. Aber wer weiß - vielleicht wäre das ja genau die Lernchance?

Was dann kam, war alles andere als langweilig. Es war ein Abend voller Überraschungen, kleiner Herausforderungen und vor allem: Erkenntnisse, die ich so nicht erwartet hatte. 

So viel kann ich jetzt schon verraten: Es war eine Gelegenheit, die eigene Komfortzone wieder einmal zu verlassen.

 


Mehr über die Fuckup Night – oder eher den „Fuckup Club” – erfährst du bei Kerstin Buddendiek und ihrem Instagram Account.

 

Wie ich aufhörte, mir selbst im Weg zu stehen

Drei Wochen lang drehten sich meine Gedanken fast ausschließlich um eine Frage: „Bekomme ich jetzt eine Erkältung?“ Ausgerechnet jetzt. Denn wer kennt das nicht? Kaum steht etwas Ungewohntes an, fordert der Körper etwas mehr Aufmerksamkeit.

 

Was sind Fuckup Nights?

Fuckup Nights sind Veranstaltungen, bei denen Menschen ihre größten Misserfolge und Fehler öffentlich teilen, um daraus zu lernen und zu wachsen. Es geht darum, die Scham des Scheiterns zu überwinden, offen darüber zu sprechen, wie Misserfolge zu neuen Erkenntnissen und Erfahrungen führen können und aus den Fehlern anderer zu lernen.


– frei nach
https://arbeits-abc.de/fuckup-nights/ 

 

Ein leichtes Kratzen im Hals, ein Niesen hier, ein Minihusten da - und schon dreht sich das Gedankenkarussell wieder. Warum gerade jetzt? Ich konnte die geplante Fuckup Night kaum erwarten, aber gleichzeitig dachte ich immer wieder: „Was, wenn ich krank werde und nicht hingehen kann?“ Also habe ich mir viele Gedanken gemacht - über Dinge, die eigentlich gar nicht so wichtig waren.

In diesen drei Wochen stieß ich auf mehrere Artikel, die sich ausschließlich mit dem Thema Fuckup Nights beschäftigten. Die Geschichten, die dort erzählt wurden, waren genau das Gegenteil von dem, was ich sonst über Erfolge lese. 

Es ging nicht um perfekte Karrieren oder grandiose Erfolge, sondern um Misserfolge, über die ehrlich und offen berichtet wurde. Und genau das - diese Offenheit - hat mich neugierig gemacht. 

Denn je mehr ich darüber las, desto klarer wurde mir: Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern zu zeigen, dass Fehler dazugehören und man an ihnen wachsen kann.

 
 

Der Morgen der Veranstaltung kam dann schneller als erwartet. Und da war er, der innere Konflikt. Auf der einen Seite die Angst, dass das alles ein ziemlicher Reinfall wird, auf der anderen Seite vorsichtige Vorfreude. 

Vielleicht, weil ich jetzt doch davon erwartete, dass diese Momente des Scheiterns am Ende nicht nur okay, sondern vielleicht sogar richtig gut sein könnten?

So „überlebte” ich die ersten 30 Minuten

Ich war zu früh. Ungeplant. Perfektes Timing, weil die meisten noch mit den Vorbereitungen beschäftigt sind? Mitnichten. Stattdessen stand ich erst einmal da und fragte mich, was mich überhaupt erwartet. Warum hatte ich mich nicht wie alle anderen auf den letzten Drücker ins Getümmel gestürzt?

Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und sofort in Gespräche verwickelt - auch wenn ich mich zu Beginn etwas außen vor fühlte. Die anderen kannten sich schon und ich fühlte mich anfangs etwas fremd - das ist wohl auch einfach mein Naturell. ;)

Nach und nach wurde es einfacher, mich in die Gespräche einzufinden. Ich suchte mir einen Platz, der strategisch günstig war: nah genug am Geschehen, aber auch weit genug entfernt, um bei Bedarf Luft holen zu können. Ich stellte ein paar Fragen, stellte mich vor und ließ die Atmosphäre auf mich wirken.

Es war nicht so, dass ich nicht wollte, aber zu viel auf einmal ist einfach nicht mein Ding. Ich habe die Gespräche laufen lassen und mir Zeit genommen, mich langsam einzuleben. Und ganz ehrlich, das war auch gut so. Manchmal ist es klug, erst einmal zu sehen, wie die anderen das Ganze angehen.

Von der Unsicherheit zum Austausch

Ich merkte kaum, wie schnell die Zeit verging. Auch wenn ich mich langsam entspannte, war ich immer noch ein bisschen nervös - das legt sich bei mir einfach nicht so schnell. 

Aber je mehr Geschichten ich hörte, desto mehr fand ich mich in den Gesprächen wieder. Es war irgendwie beruhigend, wie entspannt der Abend verlief, obwohl ich nicht wusste, was mich erwartete.

Schwarze Tasse mit der stilisierten Aufschrift 'Fuckup Club' auf einem dunklen Holztisch vor einem leicht verschwommenen Hintergrund mit hellen Fenstern und Vorhängen. Die Tasse vermittelt eine humorvolle und selbstbewusste Botschaft.

Natürlich gab es viele spannende Fuckup Stories - manche so unterhaltsam, dass ich fast vergaß, dass ich auch etwas zu erzählen hatte.

Und tatsächlich habe ich mit meiner eigenen kleinen Geschichte sogar eine Tasse gewonnen. (Ja, du hast richtig gelesen, eine Tasse. 😄)

Wenn dich die Geschichte interessiert, schau dir meinen Monatsrückblick vom Juli 2024 an.

Was mir klar geworden ist: Hier ging es nicht um Leistung, sondern um echte Verbundenheit.

Auch wenn ich mich einem bestehenden Freundeskreis anschloss, war es das gemeinsame Interesse an den Fuckups, das uns für diesen Abend verband

Es ging nicht darum, wer am meisten erzählt oder am lautesten lacht, sondern darum, dass wir alle ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Dass wir alle auf unsere Weise gescheitert sind - und dass das völlig in Ordnung ist.

Warum sind Introvertierte gute Zuhörer*innen für Fuckup Stories?

Hier ein paar Gründe:

  • Gutes Zuhören: Wir sind es gewohnt, zuzuhören, anstatt uns in den Vordergrund zu drängen, was uns zu aufmerksamen Gesprächspartnern macht.

  • Beobachtungsgabe: Wir nehmen oft Details wahr, die anderen entgehen, und können diese ins Gespräch einbringen.

  • Einfühlungsvermögen: Wir können uns gut in das Erleben anderer hineinversetzen, ohne uns ständig in den Mittelpunkt zu stellen - das schafft eine echte Verbindung.

Networking für eingerostete Introvertierte

Nach all der Zeit dachte ich eigentlich, dass das Netzwerken für mich nicht mehr so schwer sein sollte. Aber irgendwie war es doch wie beim ersten Mal. Ich wusste zwar inzwischen, dass es nicht laut und hektisch sein muss, aber ich fühlte mich ein bisschen eingerostet. 

Nach einer längeren Pause vom Netzwerken bin ich wieder eingestiegen und habe gemerkt, dass es immer noch klappte. Langsam, in meinem Tempo, aber es funktionierte.

Ein Umdenken war nicht nötig, denn mittlerweile weiß ich, dass Netzwerken nicht immer laut sein muss. Aber nach so langer Zeit war es nicht so einfach, wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte.

Drei Strategien, die Introvertierten beim Netzwerken helfen

  1. Vorbereitung statt Smalltalk: Statt dich zwanghaft in Smalltalk-Situationen zu stürzen, überlege dir vorher ein paar Themen, die du ansprechen könntest - sei es ein Buch, ein Artikel oder etwas, das dich interessiert. So kannst du das Gespräch gezielt in eine Richtung lenken, die dir besser gefällt.

  2. Beginne mit einer kleinen Gruppe: Anstatt dich gleich in die große Menge zu stürzen, beginne mit einer kleineren Gruppe. Hier kannst du dich leichter einbringen, ohne dich überfordert zu fühlen, und langsam wieder Vertrauen in deine Networking-Fähigkeiten gewinnen.

  3. Nach der Veranstaltung in Ruhe nachhaken: Wenn du es etwas ruhiger angehen willst, folge den Leuten, mit denen du gesprochen hast, nach der Veranstaltung einfach auf LinkedIn oder schreibe ihnen eine kurze Nachricht. So bleibst du in Kontakt, ohne dich unter Druck zu setzen, direkt vor Ort viel zu reden.

Du kannst natürlich auch deine Erfahrungen verbloggen – und hoffen, dass deine Worte niemand falsch versteht. ;)

Fazit: Eine kleine Weiterentwicklung für mich und ein Aha-Moment für Introvertierte

Am Ende war es weniger ein großer Wow-Moment, sondern eher ein kleiner aber feiner Lern- und Entwicklungsschritt für mich. Ich habe gelernt, dass es auch für Introvertierte möglich ist, sich auf eine neue Situation einzulassen, ohne sich selbst zu verlieren.

Networking muss nicht laut und hektisch sein, sondern kann auch leise und authentisch funktionieren.

Ich habe mich an diesem Abend ein bisschen besser kennengelernt und gemerkt, dass ich meinen eigenen Rhythmus und meine eigene Art des Netzwerkens finden kann - ohne mich zu verbiegen.

Was passiert, wenn Introvertierte ihre eigene Definition von Networking aufschreiben? Sie stellen fest, dass es nicht um Quantität, sondern um Qualität geht.

Es geht nicht darum, möglichst viele Menschen zu treffen, sondern sich mit denen zu verbinden, die wirklich zu einem passen - ohne sich selbst zu verlieren.

Die unerwartete Kraft des authentischen Scheiterns hat mich dann wirklich überrascht.

Zu sehen, wie offen und ehrlich über Fehler gesprochen wurde, hat mir die Angst vor dem eigenen Scheitern genommen. Es ging nicht darum, wie man es richtig macht, sondern dass es okay ist, Fehler zu machen und daraus zu lernen. 

Ich habe mir vorgenommen, beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder dabei zu sein.

Natürlich war ich nach dem Abend wieder ganz im introvertierten Modus: Ich habe noch stundenlang über alles nachgedacht und alles überanalysiert. Ich habe überlegt, was ich besser hätte machen könnte, was gut gelaufen ist und was vielleicht missverständlich war. 

Aber dann habe ich irgendwann gemerkt, dass ich wieder in den typischen Gedankenstrudel gerate - und habe es dann einfach sein lassen. Manchmal muss man sich erlauben, Dinge auf sich beruhen zu lassen, anstatt sie bis ins letzte Detail zu zerpflücken.

 

Für alle, die jetzt denken: „Das schaffe ich nie“ - doch, du schaffst es. Und zwar genau auf deine Art. Manchmal ist der größte Fuckup, sich selbst nicht zu trauen. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Abend...

 

Meine Top 3 Notfallstrategien für den Moment, in dem alles zu viel wird

  1. Mache eine kurze Pause: Wenn dir alles zu viel wird, geh für ein paar Minuten raus, atme tief durch und komm mit klarem Kopf zurück.

  2. Zieh dich in Ruhe zurück: Wenn du dich überfordert fühlst, geh nicht gleich nach Hause, sondern suche dir einen ruhigen Ort, an den du dich für einen Moment zurückziehen kannst.

  3. Beginne wieder mit einem kurzen Gespräch: Wenn du wieder da bist, versuche ein Gespräch zu finden, das dir leichter fällt. Weniger Smalltalk, mehr echtes Gespräch.

Bild- und Gifquelle:

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„Sei du selbst!” Was heißt das für Introvertierte?