Die Welt spielt laut, Introvertierte leise – aber Masken (trotzdem) tragen wir alle

Illustration, ein surrealenr Mann hält eine weiße Maske, abstraktes Konzept

Manchmal frage ich mich, wie oft ich am Tag eine Maske trage. Nicht die aus Stoff oder Plastik, sondern die, die niemand sieht.

Wir alle tragen Masken – manche bewusst, andere automatisch. Warum ich sie als Introvertierte nutze und wann ich sie ablege, erfährst du hier.

Manchmal frage ich mich, wie oft ich am Tag eine Maske trage. Nicht die aus Stoff oder Plastik, sondern die, die niemand sieht:

Die, die mich durch mein Berufsleben trägt.

Die mich auf Veranstaltungen lächeln lässt, wenn ich eigentlich lieber woanders wäre.

Die mich höflich und professionell hält, wenn ich lieber ehrlich oder einfach nur still wäre.

Wir alle tragen Masken. Manche mehr, manche weniger. Manche bewusst, andere automatisch.

Sie helfen uns durch den Alltag, erleichtern Begegnungen, schützen uns. Aber sie sind auch anstrengend.

Vor allem, wenn du - wie ich - introvertiert bist. Dann kostet jede soziale Interaktion Energie, und die Maske, die man aufsetzt, ist oft der Schlüssel, um diese Energie gezielt einzusetzen.

Aber wo ist die Grenze?

Wann wird die Maske zur Gewohnheit?

Und was passiert, wenn du ohne sie gar nicht mehr weißt, wer du bist?

Darüber habe ich in letzter Zeit oft nachgedacht - und genau darum geht es in diesem Artikel.

Masken – Was steckt dahinter?

Weiße Maske auf einer dunklen Wand

Manchmal sind Masken harmlos oder sogar praktisch.

Masken gehören zum Leben. Wir setzen sie auf, weil sie uns schützen, weil sie uns anpassen oder weil sie einfach erwartet werden. Doch bevor ich über meine persönlichen Masken spreche, lohnt es sich, einen Schritt zurückzugehen: Was sind Masken überhaupt?

Was sind Masken überhaupt? 

Masken sind nicht nur etwas, das du dir buchstäblich überstülpst:

  • Sie sind Verhaltensweisen, Rollen, eine Art Schutzmechanismus. Manchmal bewusst, manchmal unbewusst.

  • Sie helfen uns, uns in verschiedenen Situationen zurechtzufinden, Erwartungen zu erfüllen oder unangenehme Gefühle zu vermeiden.

Manchmal sind Masken harmlos oder sogar praktisch.

Wenn du morgens gefragt wirst, wie es einem geht, und man antwortet: „Gut, danke“, obwohl das vielleicht nicht ganz stimmt - auch das ist eine Maske. Eine, die den Alltag erleichtert, weil nicht jede Begegnung tiefgründig sein muss. Es gibt Masken, die uns professionalisieren, die uns stärken, die uns sozial anschlussfähiger machen. Und es gibt Masken, die uns von uns selbst entfernen.

Problematisch wird es, wenn Masken nicht mehr nur Mittel zum Zweck sind, sondern zur Gewohnheit werden. Wenn du sie so oft trägst, dass du vergisst, was sich darunter verbirgt. Wenn du dich so sehr an sie gewöhnst, dass du irgendwann nicht mehr genau weißt, wo deine Rolle aufhört und deine eigene Persönlichkeit anfängt.

Masken sind also nicht per se schlecht.

Sie gehören zum Leben, zur Gesellschaft, zu unserer sozialen Dynamik.

Die Frage ist nur:

Wie oft setzen wir sie auf?

Und wie bewusst setzen wir sie auf - oder auch mal ab?

Vor- und Nachteile von Masken

Masken sind nicht nur ein Mittel zur Täuschung, sondern oft auch ein Werkzeug zur Bewältigung des Alltags. Sie helfen uns, uns in Situationen einzufügen, in denen wir uns sonst unwohl fühlen würden. Sie ermöglichen es, Grenzen zu setzen, ohne sie jedes Mal neu diskutieren zu müssen. Sie sind eine Form der Anpassung - und Anpassung ist nicht automatisch etwas Schlechtes.

Vorteile:

  • Schutzmechanismus: Masken helfen uns, uns emotional oder mental zu schützen, indem sie Distanz schaffen.

  • Soziale Anpassung: Sie erleichtern es, sich in verschiedenen Umgebungen zurechtzufinden, ohne sich ständig unsicher oder fehl am Platz zu fühlen.

  • Professionalität: Eine sachliche, unpersönliche Haltung kann helfen, Konflikte zu vermeiden und einen kühlen Kopf zu bewahren.

  • Energie sparen: Nicht jede Situation erfordert 100% Ehrlichkeit oder Authentizität - manchmal ist es einfach weniger anstrengend, eine neutrale Maske zu tragen.

  • Soziale Türen öffnen: Masken können helfen, sich leichter in neue oder ungewohnte soziale Kreise zu integrieren.

Nachteile:

  • Entfremdung vom eigenen Ich: Wer zu oft und zu lange Masken trägt, läuft Gefahr, sich selbst nicht mehr klar zu erkennen.

  • Emotionale Erschöpfung: Ständiges Verstellen kostet Kraft, besonders bei Introvertierten, die ohnehin mit sozialer Interaktion haushalten müssen.

  • Echte Beziehungen werden schwieriger: Wer immer nur eine Rolle spielt, lässt andere nur bedingt an sich heran - tiefere Beziehungen können darunter leiden.

  • Der Erwartungsdruck der Gesellschaft: Manche Masken trägt man nicht freiwillig, sondern weil man es für nötig hält. Das kann auf Dauer belastend sein.

  • Die Gefahr, sich selbst zu verlieren: Wer immer nur nach außen agiert, kann vergessen, wer er oder sie eigentlich ist - oder sich irgendwann fragen, ob es überhaupt noch eine „echte“ Version gibt.

Letztlich kommt es darauf an, wie bewusst Masken getragen werden:

Ist es eine bewusste Entscheidung oder ein Automatismus?

Helfen sie - oder schaden sie eher?

Und wäre eine Welt ohne Masken besser?

Welche Rolle spielen Masken in unserer Gesellschaft?

Hut weiße Maske und Stock hängen an der Wand

Masken geben Halt - doch sie formen auch ein System, in dem nicht alle gleichermaßen frei atmen können.

Masken sind nicht nur ein persönliches Phänomen, sondern tief in unserer Gesellschaft verankert. Sie bestimmen, wie wir miteinander umgehen, wie wir uns präsentieren und oft auch, wie wir uns selbst wahrnehmen.

Wer sich in einem bestimmten Umfeld bewegt, nimmt fast automatisch die Rolle ein, die für ihn vorgesehen ist.

Im Berufsleben, zum Beispiel, sind Masken fast schon unausgesprochene Pflicht. Kaum jemand verhält sich im Meeting mit der Geschäftsleitung genauso wie am Stammtisch mit Freund*innen.

Freundliche Höflichkeit, professionelles Auftreten, eine gewisse emotionale Distanz - all das sind Formen von Masken, die helfen, den Arbeitsalltag reibungslos zu gestalten.

Auch im Alltag begegnen wir ihnen immer wieder:

  • Der Verkäufer, der auch nach einem anstrengenden Tag noch lächelt.

  • Die Mutter, die trotz Stress geduldig bleibt, weil es von ihr erwartet wird.

  • Der Jugendliche, der sich in der Schule anders verhält als zu Hause.

Die sozialen Medien haben diesen Effekt noch verstärkt. Hier geht es oft nicht mehr nur darum, für einen Moment eine Maske aufzusetzen, sondern eine ganze Identität zu kuratieren.

Das perfekte Bild, die durchdachte Bildunterschrift, der inszenierte Alltag. Authentizität ist ein viel gebrauchtes Schlagwort, das paradoxerweise oft selbst wie eine inszenierte Maske wirkt.

Und dann sind da noch die gesellschaftlichen Erwartungen. Viele Masken setzen wir nicht freiwillig auf, sondern weil es „normal“ ist. Wer offen über Unsicherheiten oder Ängste spricht, läuft Gefahr, als schwach zu gelten.

Wer sich anders verhält, wird in Frage gestellt. Masken geben Halt - doch sie formen auch ein System, in dem nicht alle gleichermaßen frei atmen können.

Wäre eine Welt ohne Masken überhaupt denkbar?

Wäre die Gesellschaft ohne Masken besser dran?

Auf den ersten Blick könntest du denken: Ja, natürlich!

Eine Welt, in der niemand mehr etwas vortäuscht, in der jeder jederzeit ehrlich ist - das klingt verlockend.

Doch würde das wirklich funktionieren?

Die Realität ist komplizierter. Masken haben nicht nur die Funktion, uns zu verbergen, sondern auch, das Zusammenleben zu erleichtern. Nicht jeder Moment erfordert radikale Ehrlichkeit. Wer wirklich immer sagt, was er oder sie denkt, würde wahrscheinlich schnell in Konflikte geraten - und sich sozial isolieren.

Andererseits könnte eine Welt mit weniger Masken ehrlicher und entspannter sein. Weniger soziale Fassaden könnten bedeuten, dass wir einander besser verstehen, dass weniger Unsicherheit entsteht, weil sich niemand verstellen muss.

Auch hier stellt sich die Frage:

Wo ist die Grenze?

Und wäre wirklich jeder bereit, sein Innerstes ungefiltert zu zeigen?

Vielleicht liegt die Lösung nicht im völligen Verzicht auf Masken, sondern in einem bewussteren Umgang mit ihnen: Zu wissen, wann sie nützlich sind - und wann sie eher schaden.

Zu erkennen, welche Masken freiwillig getragen werden und welche nur dem gesellschaftlichen Druck geschuldet sind. Und vor allem: sich nicht dahinter zu verlieren.

Wie gehen Extrovertiere mit Masken um?

Illustration einer Schaufensterpuppe, die die richtige Maske zum Tragen auswählt, surreales abstraktes Identitätskonzept

Für viele Extrovertierte sind Masken ein flexibles Werkzeug.

Masken sind keine rein introvertierte Angelegenheit - sie sind universell. Der große Unterschied liegt jedoch darin, wie Menschen damit umgehen.

Während viele Introvertierte Masken tragen, um sich anzupassen oder Energie zu sparen, verwenden Extrovertierte sie oft mit einer ganz anderen Selbstverständlichkeit.

Für viele Extrovertierte sind Masken kein notwendiges Übel, sondern ein flexibles Werkzeug. Sie bewegen sich oft spielerischer zwischen verschiedenen Rollen, passen sich dynamisch ihrem Gegenüber an und haben weniger das Gefühl, sich verstellen zu müssen.

Wo ein Introvertierter nach einem langen Arbeitstag oder einem Networking-Event bewusst seine Maske ablegen muss, um sich wieder „wie er selbst“ zu fühlen, scheint dies für extrovertierte Menschen oft weniger eine Belastung zu sein.

Das heißt natürlich nicht, dass Extrovertierte keine Masken tragen oder sie nicht manchmal als anstrengend empfinden.

Aber sie gehen oft anders damit um:

  • Masken als soziale Strategie: Während Introvertierte häufig Masken benutzen, um sich zu schützen, nutzen Extrovertierte sie, um Beziehungen zu gestalten. Sie nutzen ihre Rollen, um schneller in Kontakt zu kommen, Situationen zu kontrollieren oder sich in Gruppen wohlzufühlen.

  • Flexibilität statt Erschöpfung: Extravertierte Menschen wechseln oft nahtlos zwischen verschiedenen sozialen Rollen, ohne sich dabei erschöpft zu fühlen. Es kann ihnen sogar Spaß machen, mit Masken zu spielen - eine Art der sozialen Interaktion, die ihnen Energie gibt.

  • Nicht jeder Extrovertierte ist „echt“: Manchmal sind die lautesten und charismatischsten Menschen diejenigen, die ihre wahren Gefühle am besten verbergen. Nur weil jemand scheinbar offen und kontaktfreudig ist, heißt das nicht, dass er oder sie weniger Masken trägt.

Es gibt also kein richtig oder falsch im Umgang mit Masken - es gibt nur verschiedene Arten, mit ihnen zu leben. Während Introvertierte oft einen bewussteren Umgang mit ihnen brauchen, weil sie schneller erschöpft sind, sind sie für Extrovertierte vielleicht einfach ein natürlicherer Teil der Kommunikation.

Doch egal, zu welchem Typ du gehörst: Die Frage bleibt, wie viel von dir hinter den Masken steckt - und wann es Zeit ist, sie abzulegen.

Meine Masken: Zwischen Selbstschutz und Anpassung

Illustration von weißen Theatermasken mit unterschiedlichem Gesichtsausdruck

Es fühlt sich für mich nicht so an, als würde ich mir eine völlig neue Identität überstülpen. Es ist eher so, als würde ich bewusst verschiedene Facetten von mir hervorholen.

Auch wenn ich die meiste Zeit lieber beobachte als im Mittelpunkt zu stehen, heißt das nicht, dass ich weniger Masken trage als andere - im Gegenteil. Vielleicht gerade weil ich introvertiert bin, habe ich über die Jahre ein feines Gespür dafür entwickelt, welche Maske in welcher Situation funktioniert

Manche trage ich, um mich zu schützen, andere, weil es einfach praktischer ist. Und dann gibt es die, die sich fast automatisch ergeben, je nachdem, mit wem ich gerade zusammen bin.

Ich finde das nicht unehrlich. Es fühlt sich für mich nicht so an, als würde ich mir eine völlig neue Identität überstülpen. Es ist eher so, als würde ich bewusst verschiedene Facetten von mir hervorholen.

Aber die Frage bleibt:

Wie viel von dem, was ich nach außen zeige, bin ich wirklich?

Und wie oft greife ich zur Maske, weil es einfacher ist?

Die energetische Maske: Wenn ich extrovertiert sein muss

Ich kann extrovertiert wirken. Wirklich. Ich kann auf Veranstaltungen Smalltalk machen, freundlich lächeln, mich in Gruppen einbringen, in Meetings präsent sein.

Ich weiß, wie das geht.

Und manchmal, wenn ich einen guten Tag habe, fühlt es sich gar nicht so schlimm an. ;)

Aber es ist anstrengend.

Jede dieser Situationen kostet mich Energie, und die Maske, die ich dabei trage, ist nicht mein natürlicher Zustand, sondern eine bewusst gewählte Rolle. Ich trage sie, weil die Welt nicht dafür gemacht ist, still in der Ecke zu stehen und darauf zu warten, dass jemand auf einen zukommt.

Ich weiß, dass ich in bestimmten Momenten lauter sein muss, als ich bin - sonst werde ich einfach übersehen. Diese Maske hilft mir, in Situationen zu bestehen, die mir nicht liegen.

Aber sie hat ihren Preis.

Nach einer Veranstaltung, einer langen Sitzung oder einem Abend, an dem ich viele neue Leute kennen gelernt habe, bin ich müde. Nicht nur „ich könnte schlafen“-müde, sondern völlig leer.

Das Problem mit dieser Maske ist, dass sie gut funktioniert. So gut, dass manche Leute überrascht sind, wenn ich sage, dass ich introvertiert bin. Sie sehen die Version von mir, die ich in diesen Momenten nach außen trage, und halten sie für mein wahres Ich. Manchmal frage ich mich, ob das bedeutet, dass ich es zu gut spiele - oder ob es nur eine Seite von mir ist, die ich selten freiwillig zeige.

Egal, wie oft ich sie aufsetze: Es bleibt eine Maske. Und nach jedem Tragen brauche ich Zeit, um mich davon zu erholen.

Die professionelle Maske: Distanz als Schutzschild

Bei der Arbeit bin ich nicht die introvertierte Steffi, die gerne in Ruhe beobachtet, bevor sie etwas sagt. Ich bin auch nicht diejenige, die lange überlegt, ob eine Idee wirklich gut genug ist, um sie laut auszusprechen.

Stattdessen bin ich oft konzentriert, klar und ein wenig distanziert - eine Version von mir, die weiß, wie man professionell auftritt, die sachlich argumentiert und sich wenig bis gar nicht von Emotionen leiten lässt.

Diese Maske ist eine der stabilsten, die ich trage.

Sie hat Struktur, eine klare Funktion und ist in den meisten beruflichen Situationen einfach notwendig. Zu viel Persönlichkeit kann im Beruf schnell zu Missverständnissen führen. Zu viel Offenheit macht angreifbar. Also halte ich mich zurück, bin freundlich, aber nicht zu nahbar.

Ich lasse nur so viel Persönliches durchscheinen, wie nötig ist, um nicht völlig unnahbar zu wirken.

Das funktioniert gut - meistens. Aber manchmal frage ich mich, wie viel echter Austausch in der Arbeitswelt möglich wäre, wenn nicht jeder diese Maske tragen würde. Wenn es okay wäre, auch mal ehrlich zu sagen: Ich bin gerade überfordert. Oder ich habe keine Lust auf dieses Meeting, weil ich mich leer fühle. Aber genau das passiert nicht, weil wir alle in unserer professionellen Rolle bleiben.

Und vielleicht ist das auch besser so.

Diese Maske kostet mich weniger Energie als die extrovertierte Variante. Sie ist pragmatisch, sie hilft mir, durch den Alltag zu kommen. Aber sie führt auch dazu, dass ich bei der Arbeit oft das Gefühl habe, dass mich niemand wirklich kennt - und dass ich auch dort nur einen Teil von mir zeige.

Masken in Beziehungen: Anpassung an mein Gegenüber

In Beziehungen ist es anders. Hier trage ich keine einheitliche Maske, sondern eine ganze Sammlung - je nachdem, mit wem ich gerade zusammen bin.

Bei Freund*innen bin ich offener als im Job, aber nicht immer komplett ungefiltert. Einige wissen mehr über mich als andere. Bei manchen lasse ich mich gehen, bei anderen bin ich eher die Zuhörende, die Verlässliche, diejenige, die lieber fragt, als über sich zu reden.

In der Familie kommt es darauf an. Die Dynamik ist nicht immer dieselbe. Manche Gespräche sind unkompliziert, andere fallen in alte Muster zurück, in denen man plötzlich wieder 14 ist. Manchmal ist es einfacher, sich in einer bestimmten Rolle zu bewegen, als dagegen anzukämpfen.

Es bleibt eine gewisse Distanz bei den Kolleg*innen - mit dem Oversharing bin ich schon ein paar Mal auf die Nase gefallen, aber das ist eine andere Geschichte. Ich bin nett, aber nicht privat. Offen, aber nicht verletzlich. Smalltalk gehört dazu, aber richtige Gespräche sind selten.

Ich verstelle mich nicht wirklich.

Jede dieser Versionen bin ich - aber nicht in jeder Situation mit der gleichen Offenheit. Manche Menschen holen bestimmte Seiten von mir hervor, andere lassen sie im Hintergrund verschwinden.

Und ich glaube, das geht uns allen so.

Wo ich keine Maske trage - und warum das so wichtig ist

So viele Masken im Alltag - aber es gibt sie, die Momente, in denen ich keine brauche.

Bei meinen engsten Freund*innen, bei meinem Partner Christian. Hier muss ich nichts aufrechterhalten, nichts vorspielen, nichts zurückhalten.

Ich kann laut sein, leise, müde, begeistert, nachdenklich - einfach so, wie ich mich gerade fühle.

Und ja, auch mit unseren Katern. ;) Denn wenn ich mich mal wieder auflade, still auf dem Sofa liege und einfach atme, dann sitzen sie neben mir, blinzeln mich an und finden das völlig in Ordnung. Sie erwarten nichts, sie nehmen mich so, wie ich bin.

Diese Momente sind wichtig. Denn sie erinnern mich daran, dass ich nicht nur aus Masken bestehe. Dass ich unter all den Rollen, die ich in verschiedenen Situationen spiele, immer noch ich selbst bin. Und dass es Orte und Menschen gibt, an die ich mich nicht anpassen muss - weil ich einfach genug bin, so wie ich bin.

Warum trage ich Masken?

Hand, die eine weiße Maske nimmt, die an der Wand hängt

Manche Masken trage ich, weil sie mir das Leben leichter machen.

Es wäre schön zu sagen, dass ich meine Masken freiwillig trage - als bewusst gewähltes Werkzeug, das mir hilft, mich in verschiedenen Situationen zurechtzufinden. Doch so einfach ist es nicht.

Manche Masken trage ich, weil sie mir das Leben leichter machen. Andere, weil ich sie irgendwann als Schutzmechanismus entwickelt habe. Manche trage ich automatisch, ohne viel darüber nachzudenken.

Warum also? Warum all die Rollen, warum all die Anpassung?

Ich schone meine Energie

Als introvertierter Mensch ist soziale Interaktion für mich oft anstrengend. Auch wenn sie schön ist, auch wenn ich mich darauf freue - sie kostet mich Energie.

Masken helfen mir, diese Energie gezielt einzusetzen.

Wenn ich auf einer Veranstaltung bin, bei der Smalltalk unumgänglich ist, lege ich die Maske der „extrovertierten Steffi“ an. Nicht, weil ich jemand anderes sein will, sondern weil ich weiß, dass mir das den Abend erleichtert.

Würde ich mich von Anfang an so zeigen, wie ich wirklich bin - leiser, zurückhaltender, oft beobachtend - würde ich wahrscheinlich früher müde werden, mich schneller unwohl fühlen, weniger Anschluss finden.

Die Maske hilft mir, länger durchzuhalten.

Gleichzeitig ist sie aber auch der Grund, warum ich nach solchen Situationen völlig erschöpft bin. Weil ich eben nicht „nur ich“ war, sondern eine Version von mir, die sich angestrengt hat, die präsent sein wollte, die alles verarbeitet hat, was um sie herum passiert ist.

Vorsicht aus Lebenserfahrung

Nicht jeder verdient auf Anhieb mein Vertrauen. Das habe ich mit der Zeit gelernt.

Ich bin nicht (mehr) der Typ, der sich schnell öffnet, der sofort über seine Gefühle spricht, der sein Innerstes nach außen kehrt.

Das hat seine Gründe.

Erfahrungen, die mich vorsichtiger gemacht haben. Situationen, in denen ich gemerkt habe, dass Offenheit nicht immer belohnt wird. Deshalb habe ich gelernt zu filtern. Meine Masken helfen mir zu entscheiden, wem ich welche Teile von mir zeige.

Manche Leute sehen nur die Oberfläche.

Eine freundliche, unverbindliche Version von mir, die zwar echt ist, aber nicht in die Tiefe geht. Andere dürfen etwas tiefer blicken. Und dann gibt es die Wenigen, für die ich keine Maske brauche - weil ich weiß, dass sie mich so sehen, wie ich bin, und genau damit umgehen können.

Es ist nicht so, dass ich Menschen nicht vertraue. Aber ich vertraue bewusst. Und meine Masken sind ein wichtiger Teil meines Selbstschutzes.

Verschiedene Menschen, verschiedene Facetten

Ich glaube nicht, dass meine Masken mich unehrlich machen. Ich bin nur nicht immer dieselbe Version von mir.

Je nachdem, mit wem ich spreche, kommen verschiedene Seiten von mir zum Vorschein. Manche Menschen bringen meine analytische, sachliche Seite zum Vorschein. Andere lassen mich mehr erzählen, mehr von mir zeigen. Manche bringen mich zum Lachen, andere eher zum Nachdenken.

Das heißt nicht, dass ich mich verstelle.

Aber es bedeutet, dass ich mich anpasse. Vielleicht nicht, um mich zu verstecken - sondern um mit meinem Gegenüber auf einer Wellenlänge zu sein.

Und vielleicht ist genau das der Punkt: Masken sind nicht immer nur Verkleidungen.

Manchmal sind sie auch einfach eine Art, sich in einer Welt zu bewegen, die aus so vielen verschiedenen Menschen, Dynamiken und Erwartungen besteht.

Schauspieler und Masken: Wo wird's gefährlich?

Illustration der Narr Clown versteckt sein Gesicht mit theatralischen Masken, surreale Konzept

Wie fühlt es sich an, über Monate oder Jahre eine Rolle zu spielen, so tief in eine andere Persönlichkeit einzutauchen, dass die eigenen Gedanken und Gefühle in den Hintergrund treten?

Ich war noch nie ein großer Fan von Schauspieler*innen. Das mag seltsam klingen, denn viele Menschen bewundern sie - ihre Wandlungsfähigkeit, ihre Fähigkeit, in andere Rollen zu schlüpfen, ihre Kunst, Emotionen so darzustellen, dass sie echt wirken.

Und genau das ist die Sache, bei der ich ein großes Fragezeichen habe. Denn ich möchte Menschen (hinter den Rollen) kennenlernen, keine Masken-„Menschen”. ;)

Natürlich weiß ich, dass Schauspiel ein Handwerk ist. Dass es nicht nur darum geht, sich zu verstellen, sondern eine Geschichte zu erzählen, etwas zu transportieren.

Ich frage mich dabei allerdings, wie es ist, ständig jemand anderes zu sein:

Wie fühlt es sich an, über Monate oder Jahre eine Rolle zu spielen, so tief in eine andere Persönlichkeit einzutauchen, dass die eigenen Gedanken und Gefühle in den Hintergrund treten?

Identitätsverlust: Wann hört die Rolle auf?

Es gibt viele Schauspieler*innen, die unter besonders intensiven Rollen psychisch gelitten haben (Heath Ledger, Alex Wolff, Michael B. Jordan, Val Kilmer, Bob Hoskins, Adrian Brody, Mandy Patinkin).

Daneben gibt es auch Methoden, wie as Method Acting, die problematisch werden können - das ist eine Technik, bei der Schauspieler*innen so tief in ihre Rolle eintauchen, dass sie sich im Alltag nicht mehr davon trennen können.

Manche bleiben monatelang in ihrer Rolle, verändern ihre Sprechweise, ihre Mimik, ja sogar ihr ganzes Denken.

Was macht das mit einem Menschen?

Wann hört man auf, sich selbst zu spüren?

Wenn man lange genug eine Maske trägt - ob auf der Bühne, vor der Kamera oder im wirklichen Leben - kann es passieren, dass man vergisst, wie es ist, ohne Maske zu sein.

Und dann?

Was bleibt dann?

Vielleicht ist es diese Angst vor dem Verlorensein, die mich an der Schauspielerei so abschreckt. Ich hüte mich schon im normalen Leben davor, meine Maske zu lange zu tragen.

Aber was passiert, wenn das nicht mehr funktioniert?

Tiefe braucht Echtheit

Das ist ein weiteres Problem, das ich mit der Schauspielerei habe: Mit einer Maske kann man keine echten Gespräche führen. Man kann sich nicht wirklich begegnen, wenn das Gegenüber eine Rolle spielt - und sei sie noch so perfekt.

Vielleicht liegt es daran, dass mir Echtheit wichtig ist. Dass ich lieber mit Menschen spreche, die sich nicht verstellen müssen, als mit denen, die eine perfekt inszenierte Version von sich zeigen.

Natürlich trägt jeder Mensch irgendwo eine Fassade - aber bei Schauspieler*innen ist diese Fassade ihr Beruf.

Und das ist eine Ebene der Unwirklichkeit, mit der ich mir schwer tue.

Ich frage mich oft, was von einem Menschen übrig bleibt, wenn er jahrelang von Rolle zu Rolle springt. Ob er sich morgens noch klar erkennt, wenn er aufwacht. Oder ob die Grenzen irgendwann so verschwimmen, dass es keine Rolle mehr spielt.

Und genau das widerspricht dem, was mir als introvertiertem Menschen wichtig ist: Tiefe, Ehrlichkeit, echte Begegnungen.

Was bedeutet das für mich?

Ich werde nie ein Leben führen, in dem ich rund um die Uhr Masken tragen muss. Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich brauche Momente, in denen ich mich zurücklehnen kann, in denen ich nicht darüber nachdenken muss, wie ich aussehe, sondern einfach bin.

Vielleicht stehe ich deshalb einer Welt, in der Masken zum Beruf gehören, so kritisch gegenüber. Weil ich weiß, wie anstrengend es sein kann, sich immer wieder anzupassen, immer wieder in eine andere Rolle zu schlüpfen.

Und weil ich mir nicht vorstellen kann, das freiwillig zu tun - schon gar nicht ein Leben lang.

Deshalb interessiert mich nicht, welche Rolle jemand spielt. Mich interessiert der Mensch dahinter. Und wenn der nicht sichtbar ist, dann ist das für mich nur eine weitere Maske - eine, die ich nicht greifen kann.

Genau aus diesem Grund war ich nie ein großer Fan von Schauspieler*innen. Nicht, weil ich ihre Leistung nicht anerkenne, sondern weil mich dieses ganze Konstrukt aus Inszenierung und Fassade nicht berührt.

Ich könnte nie jemanden bewundern, den ich nicht wirklich „kenne“.

Denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ich nicht die Person sehe, sondern nur eine weitere perfekt inszenierte Version von ihr. Und mit Masken - und seien sie noch so gut gemacht - kann man keine (wirklich tiefgründigen) Gespräche führen.

Masken - ja, aber in Maßen

Illustration der attraktiven Frau mit Schmetterling fliegen über ihr Gesicht, surreale Konzept

Denn egal, wie gut eine Maske sitzt, wenn man sie zu lange trägt, vergisst man irgendwann, wie es ist, ohne sie zu sein.

Masken gehören zum Leben. Sie erleichtern den Alltag, schützen uns, helfen uns, uns anzupassen. Manche tragen wir bewusst, andere sind so tief in unseren Gewohnheiten verankert, dass wir sie gar nicht mehr als Maske wahrnehmen.

Manchmal helfen sie uns, manchmal stehen sie uns im Weg.

Ich habe gelernt, mit meinen Masken zu leben. Ich weiß, wann ich sie brauche, wann sie mir helfen und wann sie mich eher erschöpfen. Ich weiß aber auch, dass ich Orte und Menschen brauche, an denen ich sie ablegen kann.

Ohne diese Momente würde ich mich verlieren, wie ich es schon einmal beinahe getan hätte - aber das ist eine andere Geschichte.

Denn egal, wie gut eine Maske sitzt, wenn man sie zu lange trägt, vergisst man irgendwann, wie es ist, ohne sie zu sein.

Vielleicht ist das der entscheidende Punkt: Masken sind nicht per se schlecht.

Aber wir sollten uns immer wieder fragen, warum wir sie tragen:

  • Schützen sie uns oder hindern sie uns nur daran, wir selbst zu sein?

  • Helfen sie uns oder isolieren sie uns?

  • Und vor allem: Haben wir noch genügend Gelegenheiten, sie abzulegen?

Denn letztlich geht es nicht darum, alle Masken abzulegen. Es geht darum, die richtigen abzulegen - bei den richtigen Menschen.

Bildquellen:

  • Titelbild „Illustration of surreal man holding a white mask, abstract concept“ ©️ frankie_s via depositphotos.com

  • „Illustration of jester clown hiding his face with theatrical masks, surreal concept”©️ frankie_s via depositphotos.com

  • „Hand taking white mask hanging on the wall”©️ frankie_s via depositphotos.com

  • „Illustration of mannequin choosing the right mask to wear, surreal identity abstract concept”©️ frankie_s via depositphotos.com

  • „Hat white mask and stick hanging on the wall”©️ frankie_s via depositphotos.com

  • „White mask on a dark wall”©️ frankie_s via depositphotos.com

  • „Illustration of attractive woman with butterfly flying over her face, surreal concept”©️ frankie_s via depositphotos.com

  • „Illustration of theatrical white masks with different facial expression”©️ frankie_s via depositphotos.com

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