Du bist mehr als Deine Personal Brand 

Eine Gruppe junger Menschen sitzt mit Post its auf der Stirn zusammen.

Ich finde es wichtig, sich von der eigenen Personal Brand zu distanzieren.

Wenn Dich interessiert, warum ich die Distanzierung von Deiner Personal Brand so wichtig finde und wie das konkret gelingen kann, lohnt sich der Artikel für Dich. 

Audio-Version

Wenn Du nur einen Aspekt aus diesem Artikel mitnehmen willst, dann bitte diesen:

Distanziere Dich von Deiner Personal Brand und Deiner Reputation und sieh es als das, was es ist: Die Wahrnehmung anderer Menschen Deiner Person. Die kann hilfreich und praktisch sein und sie ist nicht völlig egal. Doch Du bist viel mehr als das Bild, das andere von Dir haben.
— Christian Müller

Personal Branding: Chancen mit Fallstricken 

Das Prinzip des Personal Brandings ist genau betrachtet nicht neu. Lange bevor Facebook auch nur eine Idee in Mark Zuckerbergs Kopf war, gab es Menschen, die ihre Reputation ganz bewusst gepflegt und sich als DIE Autorität für bestimmte Aufgaben oder Themen positioniert haben. 

Social Media hat dieses Prinzip aus meiner sich durch drei Faktoren verändert: 

  1. Reichweite - Vor Social Media war die Reichweite der meisten Personal Brands auf ihr Dorf, ihre Region oder ihre Branche beschränkt. Natürlich wurden auch ohne Social Media Menschen bekannt und berühmt, doch dazu waren Beziehungen zu Massenmedien nötig. Diese Gatekeeper sind heute weniger relevant. 

  2. Beziehungsqualität - Mit wachsender Reichweite veränderte sich auch die Qualität der Beziehungen zwischen den Menschen, die sich als Personal Brand positionieren und denen, die sie als Personal Brand wahrnehmen. Mit Ausnahme von Berühmtheiten war die Bekanntheit der meisten Personal Brands auf, aus heutiger Sicht, kleine Gruppen begrenzt. Man kannte sicher nicht jeden Menschen persönlich, konnte das aber ändern, wenn man wollte. Heute kommt es zu Interaktionen mit Menschen, die potenziell anonym kommentieren und die man nie kennenlernen wird. 

  3. Erwartungsdruck - Die vielleicht größte Veränderung: Eine Personal Brand war von Social Media eine bewusste Entscheidung oder Nebeneffekt hervorragender Arbeit und Leistung. Heute heißt es: Gestaltest Du Deine Personal Brand nicht aktiv, bist Du entweder unsichtbar oder er wird von anderen gestaltet. Anders gesagt: Du hast keine Wahl. Jede und jeder ist und hat eine Personal Brand. 

Früher habe ich diese Haltung auch vertreten und aktiv propagiert. Heute sehe ich es sehr viel differenzierter und kritischer. Vielleicht werde ich auch einfach alt.

Personal Branding- it's a trap! 

Die Annahme, dass jede und jeder eine Personal Brand hat oder braucht, trifft zu - wenn Du was mit Medien machst hohe Ambitionen hast und/oder bekannt werden willst. 

Willst Du jedoch Deine Lebenskarriere bewusst gestalten, brauchst Du dafür zwar das richtige Netzwerk und die richtigen Kontakte, musst Dich dafür aber nicht zum Personal Brand machen. 

Dafür reicht es allemal, die Dinge zu tun, die Dich reizen, dabei neue Menschen kennenzulernen und Dich aus echtem Interesse heraus mit ihnen auszutauschen. 

Doch wenn Du, sei es aus beruflichen Gründen, persönlicher Ambition oder einer anderen Motivation heraus, deinen Personal Brand aktiv gestalten willst, habe ich eine Bitte an Dich: 

Tappe nicht in die Falle, Dich mit Deiner Personal Brand zu identifizieren.
— Christian Müller

"Aber muss ich nicht authentisch sein?" Erstens: Du musst gar nichts. Zweitens: Authentisch sein bedeutet, sich nicht zu verstellen und Menschen nichts vorzuspielen. Das unterschreibe ich sofort. 

Doch das widerspricht meiner Bitte ganz und gar nicht. Ich kann sie auch im Lebenskarriere Stil formulieren: 

Du bist mehr als Deine Personal Brand.
— Christian Müller

Wenn Du zulässt, dass Deine Personal Brand Teil Deiner Identität und Deines Selbstwertes wird, machst Du Deine Identität von der Wahrnehmung und dem Urteil anderer Menschen abhängig. Bis zu einem gewissen Grad ist das menschlich, wir sind alle soziale Wesen. Doch in der Regel sind es wenige, Dir nahestehende Menschen, die so wertvoll und bedeutsam für Dich sind. 

Wird Deine Personal Brand für Dich zu wichtig, gibst Du Dir völlig unbekannten Menschen die Macht, Deinen Wert mitzubestimmen. 

3 Tipps für gesunde innere Distanz zu Deiner Personal Brand 

Wenn Du hier weiterliest, gehe ich davon, dass Du eine gesunde innere Distanz zu Deiner Personal Brand entweder gut oder zumindest interessant findest. 

Mir selbst haben die folgenden drei Tipps dabei geholfen, eine gesunde innere Distanz zu meiner Personal Brand aufzubauen. Vielleicht kannst du etwas mit ihnen anfangen. 

1.Erinnere Dich daran, warum Du es tust.

Ein recht aktuelles Praxisbeispiel für diesen Tipp kommt aus der Apple-Technik-Welt. Federico Vittici betreibt den Blog macstories.net, inklusive Mitgliederprogramm. Macstories ist sein Business und viele Jahre lang war er "the iPad guy". 

Er arbeitete primär mit dem iPad und schrieb ausführlich darüber. Für die Apple-Technik-Welt war es daher ein kleines Erdbeben, als Federico zum Mac zurück gewechselt ist. Was für die meisten einfach nur eine kurze Umgewöhnung von einem Betriebssystem auf das andere gewesen wäre, war für Federico eine große und schwere Entscheidung. Denn sein gesamter Personal Brand, und damit auch sein Business, hing mit dem iPad zusammen. Dass er den Schritt schlussendlich gegangen ist und sich von seiner bisherigen Personal Brand ein Stück weit gelöst hat, lag an seinem Warum. Er schreibt selbst

In my case, I don’t want to look back at MacStories in 10 years and regret I didn’t at least try macOS again because I was ‘the iPad guy’ and I was ‘supposed to’ only write about a specific topic. I make the rules. And the rule is that curiosity is my fuel and I was curious to use macOS again.
— Federico Vittici

2.Schaffe bewusst private Räume.

Damit meine ich nicht physische Räume, auch wenn die natürlich eine gute Idee sind, sondern Themen und Leidenschaften. Wenn Du Hobbys. oder Themen hast, für die Du Dich begeisterst und die Dir Spaß machen: Halte sie bewusst aus Deiner Personal Brand heraus. Bewahre Dir ganz gezielt private Themen und Aktivitäten, die Du nur für Dich und vielleicht mit den Dir nahestehenden Menschen tust.  

Wir alle brauchen Bereiche in unserem Leben, die wir nicht präsentieren und nicht monetarisieren, sondern die wir einfach nur aus Freude und Begeisterung tun. Dann bist Du auch wirklich mehr als Deine Personal Brand. 

3.Nimm Dich selbst nicht zu ernst.

Es gab vor einigen Jahren eine Phase in meinem Leben, in der ich den größten Fehler begangen habe, den man in Sachen Personal Branding machen kann.

Ich habe mir die Aufmerksamkeit zu Kopf steigen lassen und mich unheimlich ernst genommen. Im Englischen gibt es da eine passende Warnung: Don't drink your own Kool-Aid.  

Heute schüttele ich darüber den Kopf und kann darüber lachen. Sicher, wenn jemand meine Reputation und mich grundlegend kritisiert, höre ich genau hin und reflektiere. Doch meistens kann ich über mich selbst und meine Fehler lachen und nehme mich nicht mehr gar er so ernst. Das hilft meiner psychischen Gesundheit und sorgt für eine gesunde innere Distanz zu meiner Personal Brand und damit der Wahrnehmung anderer Menschen von meiner Person. 

Wie ist es bei dir? Hast Du eine gesunde Distanz zu Deiner Personal Brand? Ich freue mich über deinen Kommentar. 

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Lebenskarriere: Du bist mehr als dein Beruf - auch 2023

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