Introvertierte und die Sinnsuche im Berufsleben

Verlaufen, falsch abgebogen oder unentschlossen – die Sinnsuche im Berufsleben steckt voller Tücken.

Verlaufen, falsch abgebogen oder unentschlossen – die Sinnsuche im Berufsleben steckt voller Tücken. Wie findet man sich als introvertierter Mensch zurecht?

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Bei mir war es vielleicht das Dritte: Während meiner ersten Berufsjahre war ich immer etwas unentschlossen. Welcher Tätigkeit soll ich als nächstes nachgehen? Ist der Weg, den ich bis hierhin gegangen bin, richtig? Ist das, was ich tue, sinnvoll? Kein Wunder, dass mein Lebenslauf hier und da einen Knick in der Optik hat. ;-) Mein Werdegang ist alles andere als perfekt. Mittlerweile bin ich damit höchst zufrieden. Warum? Das erfährst du im Verlauf des Beitrags. :-)

Wie für viele andere introvertierte Menschen, war für mich die Suche nach einer Tätigkeit, die mich zumindest zufrieden macht, immer wieder eine Herausforderung. Es liegt dir und mir nicht viel daran, Geld wie Heu zu verdienen, in der ersten Klasse durch die Welt zu reisen oder berühmt zu werden. Der Gedanke daran fühlt sich schon merkwürdig an.

Nein, es muss etwas mit Sinn sein. Etwas, dass mich erfüllt und das ich mit anderen Menschen in der einen oder anderen Form teilen kann.

Auf die folgenden Fragen versuche ich in diesem Beitrag Antworten für zu finden:

• Wie findet man sinnvolle Arbeit?

• Mit welchen Fragen solltest du dich gezielt beschäftigen, um eine Antwort für dich selbst zu finden?

• Musst du deine Leidenschaft zum Beruf machen, um glücklich zu werden?

Warum sehnst du dich als introvertierter Mensch nach einem Job mit Sinn?

Finanzielle Belohnungen oder sozialer Status sind nicht die Dinge, die für uns einen perfekten Job ausmachen. Klar, wir wollen auch ein wenig Geld verdienen und vielleicht die eine oder andere Beförderung schaffen. Doch für introvertierte Menschen sind das keine Prioritäten.

Wir träumen davon, in einem Beruf uns möglichst selbst treu bleiben zu können – möglichst authentisch zu sein. Eine Tätigkeit soll sich nicht so anfühlen, als ob wir mit den Aufgaben unsere “Seele verkaufen”. Es geht vielmehr darum, uns ausleben zu können. Wir wollen unsere Werte und Talente einbringen. Zur Arbeit erscheinen wir nicht – nur – des Geldes wegen.

Für introvertierte Menschen ist die Sinnsuche im Berufsleben eine treibende Kraft. Es steckt uns gewissermaßen in der DNA, einen Job auszuüben, der auf irgendeine Art und Weise Sinn macht. Extrovertierte können sich das natürlich auch wünschen und sich auf die entsprechende Suche machen. Wir richten allerdings gerne und oft unser ganzes Leben nach Sinnsuche und bedeutungsvoller Tätigkeit aus.

Mit unserer Sinnsuche prallen wir jedoch immer wieder mal mit Freunden, Familie sowie einigen gesellschaftlichen Vorstellungen aneinander. Schnell können uns diese Parteien unter Druck setzen. Warum? Oft sind sie der Meinung, dass es einfachere und schnellere Wege gibt, um finanziell und beruflich erfolgreich zu sein. Das Bedürfnis nach Sinn und authentisch sein zu dürfen, verstehen Freunde und Familie nur selten – die Gesellschaft noch weniger.

Was willst du tun?

Auf diese Frage antworten wir oft mit Dingen, die wir machen sollten. Die Antworten spiegeln die Gedanken und Erwartungen deiner Eltern, Partner, der Gesellschaft und deines sozialen Umfeldes wider.

Die Frage, die du dir stattdessen stellen solltest, um schneller zum Kern deiner Person und deiner beruflichen Vorstellungen zu kommen ist:

“Was würdest Du tun, wenn Geld keine Rolle spielen würde? Was willst du wirklich tun?”

Geld kannst du bei dieser Frage natürlich nicht total ignorieren. Und du kannst deine Leidenschaft vielleicht als Hobby oder als Nebenberuf ausüben. Wenn es passt, verdienst du langfristig genug Geld, um ein für dich erfülltes Leben zu leben. Doch finanzielle Sicherheit sollte dich nicht davon abhalten, es zumindest einmal zu versuchen. Ich bin seit 2017 als Selbstständige tätig, befinde mich aber auch immer wieder in einer Anstellung, wenn die Tätigkeit mich reizt, wie derzeit zum Beispiel. ;-) In der Konstellation fühle ich mich sehr wohl.

Bitte gebe nicht sofort auf oder schmeiß deine Träume über Bord. Probiere sie aus und finde dann heraus, wie du sie langfristig in dein Leben integrieren kannst. Du bist es wert. Und du lebst nur einmal. ;-)

Dein innerer Kompass führt dich nicht immer direkt zum Beruf mit Sinn

Egal, ob du dich am Anfang deiner Berufslaufbahn oder inmitten deiner Karriere befindest, die Sinnsuche kann schwierig und langwierig sein. Woran das liegt? Kein Beruf ist perfekt. Außerdem wird sich dein Leben immer wieder verändern. Jede Lebensphase ist anders. Es ist nicht selten, dass sich deine beruflichen Bedürfnisse entsprechend mit verändern. Wer weiß, vielleicht findest du eine Tätigkeit, die du sehr lange ausüben wirst. Vielleicht wirst du viele unterschiedliche Berufe ausführen, bis du die passende berufliche Lösung für dich gefunden hast?

Du bist Berufsanfänger?

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du erstmal wissen willst, was dir die Welt bieten kann. Der Karriereweg steht an zweiter Stelle. In deinem Fokus stehen Selbstverständnis und Selbstentwicklung. Bevor du dich für einen Beruf (endgültig) entscheidest, willst du wissen, wer du bist, wie du in das große Ganze passt und was du mit dieser Erkenntnis tun kannst.

Du hast bereits Berufserfahrung?

Dann hast du vielleicht schon ein Gespür dafür, wer du bist und was dich beruflich erfüllen könnte. Der Weg dorthin kann lang sein. Doch gib die Suche nicht auf. Ansonsten ergeht es dir wie vielen anderen Introvertierten vielleicht auch. Viele füllen sich irgendwann gezwungen sich mit einem Beruf zufrieden zu geben – ein Job, der alles andere als sinnvoll oder erfüllend ist. Der Grund: Die Familie muss ernährt und Rechnungen wollen bezahlt werden - was natürlich wichtig ist, Keine Frage.

In diesem Fall verbringst du die Hälfte des Tages damit, Geld zu verdienen, und die zweite Hälfte damit, Hobbys und Leidenschaften nachzugehen. Vielleicht funktioniert diese Lösung. Doch einige introvertierte Menschen fühlen sich in solchen Konstellationen gefangen – sie fühlen sich unvollständig.

Leidenschaft und Beruf?

Befasse dich mit deinen Leidenschaften. Sie zeigen dir, was alles in dir steckt. Doch deine Leidenschaft muss dich nicht definieren. Das heißt, dass sie dich voranbringen und glücklich machen kann. Mehr muss deine Leidenschaft aber auch nicht tun. Sie muss nicht um jeden Preis zu deinem Beruf werden. Denn deine Interessen und damit deine Leidenschaften und deine beruflichen Wünsche können sich jederzeit ändern. Und das ist gut so. ;-)

Was kannst du mit deiner Sinnsuche machen?

Eine einfache Antwort gibt es darauf nicht. Schließlich führt jeder von uns ein sehr individuelles Leben, das von vielen individuellen Faktoren abhängt. Wenn du dich derzeit noch auf der Sinnsuche befindest, kommt für dich vielleicht eine kreative oder unternehmerische Laufbahn infrage? Diese Karrierewege bieten oft viel Unabhängigkeit.

Vielleicht reizt es dich auch, freiberuflich oder selbstständig zu arbeiten? Hier kannst du über Beratung, Coaching, Design, Musik, Technologie oder Textarbeit deine innere Welt mit anderen Menschen teilen. Der Vorteil: Du kannst authentisch bleiben und mit anderen Personen interagieren.

Mein Karriereweg war und ist geprägt von Abenteuern, aufregenden Umwegen und Durststrecken. Würde ich etwas anders machen, wenn ich etwas ändern könnte? Ja, ich würde weitaus früher meinen Interessen und meiner Neugier folgen – noch mehr ausprobieren. Es ist aber gar nicht so schlimm, dass alles nachzuholen. ;-) So bleiben meine späten dreißiger und frühen vierziger spannend.

3 Fragen für deine berufliche Sinnsuche

Die folgenden Fragen können dir dabei helfen, dich und deine beruflichen Vorstellungen besser kennenzulernen:

1. Passt diese Arbeit zu mir? Ist diese Arbeit für mich von Bedeutung?

   Nimm dir ein wenig Zeit und denke darüber nach, was eine bestimmte Tätigkeit oder ein Beruf emotional und gedanklich bei dir auslöst. Passend dazu kannst du dich auch fragen, wie deine Stärken und Schwächen dazu passen, welche Erfahrungen und Leidenschaften von Vorteil für diesen Job sind oder welche Ängste, dich daran hindern könnten, diesen auszuüben. Wenn all diese Komponenten zusammenspielen, kann die Ausübung der Tätigkeit positive Auswirkungen auf andere Lebensbereiche haben.

2. Stimmt die Arbeit mit meinen Werten überein?

   Für wen arbeite ich? Warum arbeite ich? Vielleicht für dich selbst oder deine Familie… Auf diese Fragen gibt es keine falschen oder dummen Antworten, nur deine persönlichen Erkenntnisse. Wenn eine Tätigkeit auch die Werte erfüllen kann, die du lebst, erlebst du schon ein gewisses Maß an Sinn.

3. Was mache ich, bis ich an mein (Karriere-)Ziel angekommen bin?

   Es kommt oft vor, dass wir ein bestimmtes Ziel für unser berufliches und/oder persönliches Leben vor Augen haben. Dabei handelt es sich meistens um ein langfristiges Vorhaben. Somit stellt sich dann automatisch die nächste Frage: Was mache ich während der Übergangszeit? Du könntest Hobbys ausprobieren und dir neue Fähigkeiten aneignen, die dir bei dem Weg zum Ziel helfen können. Vielleicht gibt es ehrenamtliche Tätigkeiten, die mit deinem Ziel zusammenhängen oder bei denen du Menschen kennenlernen kannst, die bereits an einem ähnlichen Ziel angelangt sind? Nutze Social Media, um Unternehmen und Personen zu folgen, die dir als Vorbild für deine Zielerreichung dienen können. Absolviere Weiterbildungen oder schlage neue Karrierewege ein, wenn du merkst, dass du feststeckst.

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• Titelbild ©️ katiekk via depositphotos.com