Gut ist gut genug – auch für mich als Introvertierte

Entdecke anhand meiner persönlichen Erfahrungen, wie ich versuche, den Grundsatz "Gut ist gut genug" in meinem Leben umzusetzen.

Erneut beschäftige ich mit der Idee, dass "gut genug" auch für introvertierte Menschen eine befreiende Haltung sein kann.

Betrachte diesen Beitrag als Fortsetzung von “Ich bin introvertiert - und nicht gut genug?”.

Dort findest du auch einige Strategien, um mit diesen Gefühlen umzugehen, z.B. positive Selbstbestätigung, realistische Erwartungen und Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten.

Der Auslöser für einen weiteren Beitrag

Ich bin mit meinem Mann für ein paar Tage in Nürnberg. Ja, hier kann man auch gut Urlaub machen ;-) Wir lassen ein wenig die Seele baumeln und sammeln Energie für das zweite Halbjahr.

Neben dem einen oder anderen Kaffee lese ich in dieser Zeit auch oft flow, ein Magazin, das sich mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt. 

Urlaubszeiten sind für mich die Zeiten, in denen sich mein Kopf am besten mit solchen Dingen beschäftigen kann. 

Es war die Ausgabe Nr. 82, die mich wieder auf das Thema “gut ist gut genug” gebracht hat. Der gleichnamige Artikel von Grete Simkuté.

Worum geht es im flow-Artikel?

“Klüger, attraktiver, besser – was tun wir nicht alles, um die beste Version unserer selbst zu werden. Und setzen uns damit massiv unter Druck. Grete Simkuté hat sich gefragt, wie wir unnötigen Perfektionismus überwinden und zufriedener leben können.” 
— flow, Nr. 82

So beginnt der Artikel der Autorin. Vielleicht musst du auch schmunzeln, wenn du über Perfektionismus nachdenkst?

Was mir an dem Beitrag besonders gefallen hat, ist der Gedanke, dass wir uns alle fast täglich mit “nicht gut genug” auseinandersetzen. Nicht nur introvertierte Menschen.

Sowohl das Social Web als auch auch unsere Gesellschaft, in der Leistung hochgehalten wird, ist Nährboden für das Hinterfragen der eigenen Leistungsbereitschaft und des bisher Erreichten.

Was wir nur schwer begreifen wollen: Was uns vorgelebt wird, ist oft Zufall und hat selten etwas mit eiserner Disziplin zu tun. Und doch eifern wir ihm nach.

Ziele zu erreichen kann Leere schaffen

Viele von uns - nicht nur die Introvertierten - werden davon krank. Aber was macht es schon, wenn man ein Selfie und einen Burnout später sein vermeintliches Traumziel erreicht hat?

Aber wie fühlst du dich, wenn du so ein Ziel erreicht hast? Bekannte und Kolleg*innen haben es mir als “Leere” beschrieben. Es fühlte sich weniger bedeutsam und monumental an als erwartet.

Könnte die Leere etwas damit zu tun haben, dass es nicht das eigene Ziel oder der eigene Traum war? Haben Sie einfach eines der Klischees erfüllt, die Sie im Social Web gesehen haben? Gut möglich.

Ein schönes Zitat aus den Artikel zum Nachdenken an dieser Stelle:

“Wir haben begonnen, uns und unsere Entwicklung mit ökonomischen Begriffen zu beschreiben.”
— flow, Nr. 82

Wichtig scheint nur noch zu sein, was dich weiterbringt, dir mehr Geld oder Anerkennung bringt, nicht aber, was dich selbst erfüllt.

Früher und heute: Wie sich mein Blick auf Erfolg geändert hat

Als Angestellte habe ich meinen Erfolg daran gemessen, wie viel ich an einem Tag, in einer Woche, in einem Monat und in einem Jahr geschafft habe. Im Großen und Ganzen sind das irgendwie ganz banale Dinge. Es gibt nur wenige Projekte oder Aufgaben, die mir in Erinnerung geblieben sind - es war einfach Arbeit, die mal, mal weniger sinnvoll erschien. 

Neben meinem Angestelltendasein ergaben sich kleinere freiberufliche Projekte, erste Möglichkeiten als Gastautorin zu arbeiten. Eine Basis, die sich für meinen Sprung ins kalte Wasser namens volle Selbständigkeit als äußerst nützlich erwies. Nicht zuletzt deshalb erinnere ich mich gerne an diese Nebentätigkeiten. Sie haben mich geprägt und mir den Weg geebnet.

Weißt du, was das Besondere daran ist? Es waren immer diese kleinen Projekte und Experimente, die mir besonders am Herzen lagen und die mir - wenn ich so darüber nachdenke - vieles im Leben ermöglicht haben.

Diese kleinen Erfolge sind für mich persönlich weitaus mehr wert als das Gewinnen vermeintlich großer Kund*innen, die Unterzeichnung eines Buchvertrages oder das Aufstellen einer persönlichen Bestzeit.

Mit und für Charakterköpfe arbeiten zu dürfen, Schulungen und Webinare zu einem Thema zu geben, das mich begeistert und mit all diesen Dingen das gemeinsame Leben mit meinem Mann zu bestreiten, ist für mich nach wie vor der größte Erfolg und Wunsch, den ich mir je erfüllen konnte. :-)

Nicht immer ist alles Friede, Freude, Eierkuchen

Trotzdem kann ich nicht verhindern, dass sich das eine oder andere negative Erlebnis in mein Leben einschleicht. Aber auch daraus kann ich – mit etwas Abstand und Verarbeitung – etwas mitnehmen, vieles lernen und manches hoffentlich nicht mehr wiederholen.

Natürlich braucht es dazu auch ein Vorbild. Keine Sorge, ich habe gleich mehrere mitgebracht. Allerdings beschränken sie sich auf das beruflich-selbständige Spektrum ;-)

Hinterm Rücken herum

Es ist schade, wenn Dinge aufgrund bestimmter Umstände zum Stillstand kommen. Grundsätzlich ist das kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Anstrengend wird es nur, wenn du über Umwege erfährst, dass diese Sachverhalte nicht der Wahrheit entsprechen und munter andere Beweggründe unter Bekannten und Kolleg*innen verteilt wurden.

Was habe ich daraus gelernt? Mit welchen Menschen ich arbeiten möchte und mit welchen nicht. Außerdem konnte ich meine Liste toxischer Verhaltensweisen erweitern. So weiß ich, worauf ich in Zukunft achten muss.

 

TIPP

Ganz besonders dann, wenn du dein Gegenüber oder Situationen sehr schwer einschätzen kann, hat dein Bauchgefühl in vielen Fällen recht. ;-)

 

Austausch als Einbahnstraße

Du tauschst dich aus. Deine Gesprächspartner erzählen von sich und was sie tun. In größeren Runden werden Ratschläge, Tipps und konstruktives Feedback gegeben. Du freust dich, auch von deiner Situation zu erzählen. Vielleicht gibt es ja Perspektiven, die dir in deiner Situation helfen können. Pustekuchen.

Die Aufmerksamkeit scheint wie weggeblasen. Es wird auf die Smartphones geschaut, gelangweilt in die Kamera geblickt und ein paar Minuten später wird gefragt, ob der Austausch nicht früher beendet werden könnte ... 

Ja, solche Gesprächsrunden habe ich hin und wieder erlebt. Sie haben mir auch das Gefühl gegeben, dass ich und mein Anliegen nicht gut genug sind. Verabschiede dich gleich von diesem Gedanken ;-)

Grundsätzlich sind wir Menschen einfach oft mit uns selbst beschäftigt. Wenn du dich in einem extrovertierten Umfeld bewegst, verstehen deine Mitmenschen deine introvertierten Signale nicht unbedingt. Natürlich gibt es auch Menschen, die sich einfach nicht für dich und dein Anliegen interessieren.

Auch das hat meistens nichts mit dir persönlich zu tun. Das hat mich manchmal dennoch vor den Kopf gestoßen. 

Was ich daraus gelernt habe? Mir meine Gesprächspartner*innen selektiver auszusuchen. Wichtige Ideen und Anliegen bespreche ich mit meiner besseren Hälfte oder mit Menschen, von denen ich weiß, dass sie sich wirklich dafür interessieren.

 

TIPP

Achte darauf, mit wem du dich umgibst und umgeben willst. Dafür können Listen auch sehr hilfreich sein.

 

Status: Werkeln auf der Baustelle, die sich Leben nennt

Neben einer Veränderung in meinem privaten Umfeld, die mich in den nächsten Monaten sehr beschäftigen wird, konzentriere ich mich privat und in meiner Selbstständigkeit wieder auf die Dinge, die ich persönlich für sinnvoll halte.

Dazu gehört zum Beispiel die Suche nach ersten Firmenkunden. Von vielen Seiten habe ich dafür schon Stirnrunzeln geerntet. Aber ich finde es wahnsinnig spannend und einen wichtigen Schritt in meiner Entwicklung. Aus meinen Versuchen und Experimenten kann ich sicher noch viel lernen. Das ist toll!

Ansonsten versuche ich mehr auf mich und meine Batterien zu achten. Das ist in den letzten Monaten auch ein bisschen zu kurz gekommen.

Ich werde mich also viel weniger oder gar nicht auf Dinge einlassen. :-) Es muss passen und mir gut tun.

Was tust du, damit für dich gut gut genug ist?

Bildquelle:

  • Titelbild ©️ xload via depositphotos.com

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Introvertiert im Job: Tipps für Angestellte und Selbstständige

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